Extra- Gemeindebrief


Während des Lockdowns veröffentlichen wir Extra-Gemeindebriefe! Sie liegen auch im Dorfladen aus.


Ausgabe Januar 2021


Wie geht es Ihnen im Lockdown?


Ich kann mich noch gut daran erinnern: als wir den allerersten Extra-Gemeindebrief herausgegeben haben, im Frühjahr letztes Jahr, da hofften viele noch, dass wir zu Ostern die Einschränkungen los wären und auch wieder Gottesdienste feiern könnten.


Letztes Jahr!


Inzwischen wäre ich schon froh, wenn wir Ostern dieses Jahr wieder richtig „frei“ zusammen feiern können. So recht glauben kann ich es ehrlich gesagt nicht.


Im Moment sind uns als Kirchengemeinde und mir als Pastor die Hände gebunden in unserer Arbeit. Offiziell sollen die Kirchengemeinden vor Ort selbst entscheiden, was sie - im Rahmen der Bestimmungen des Landes Schleswig-Holstein - machen.


Aber in der Realität gibt es wohl kaum eine andere Möglichkeit, als auf alle Zusammenkünfte so weit es geht zu verzichten. Wenn wir als Privatleute nur Kontakt zu einer einzigen Person außerhalb unseres Hausstandes haben dürfen, dann können wir schlecht sagen: Aber unsere Gottesdienste machen wir trotzdem! Das wäre schlicht unverantwortlich.


 Auch alles andere kann zur Zeit einfach nicht stattfinden. Es ist dadurch wirklich schwer, mit Ihnen und Euch in Verbindung zu bleiben. Natürlich haben wir im vergangenen Jahr viel online gemacht, und das ist auch gut angenommen worden. Auch über den Gemeindebrief und seine Extra-Ausgaben haben wir versucht, die Verbindung zu halten.


Trotzdem ist es leider wahr, dass wir uns mit einigen inzwischen fast ein ganzes Jahr nicht gesehen haben. Da fehlt einfach ganz viel an menschlichen Kontakten.


Und so hat sich inzwischen eine Corona-Müdigkeit breit gemacht. Da ist die Sorge, dass die Zahlen nicht runter gehen, das Erschrecken über die vielen Opfer, das Wettrennen um die Impftermine. Das Runterfahren fast aller Kontakte - auch für die Kinder, selbst wenn sie noch ganz klein sind. Das trifft uns als Familie ganz besonders. Mit einem Satz: Es nervt. Wenn es denn wenigstens nützt…


Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber für mich ist sowieso der Januar der tristeste Monat vom ganzen Jahr. Er übertrifft für mich da sogar den trüben November, denn da kann man sich wenigstens auf die nahe Adventszeit freuen. Aber nun sind die Lichter abgebaut und verpackt, das Wetter ist meist grau in grau, und bis zum Frühling ist noch ein weiter Weg.


Aber wir kommen ihm mit jedem Tag ein Stückchen näher! Man merkt schon, dass die Tage langsam, aber sicher länger werden. Es geht in die richtige Richtung.


Allein das gibt mir schon ein wenig Hoffnung.


Es ist ja abzusehen, dass es heller und wärmer wird, dass wir wieder mehr nach draußen können. Wenn die Natur wieder erwacht, wird auch in uns in diesem Jahr sicher ganz besonders viel an Leben erwachen. Darauf freue ich mich!


Bis dahin brauchen wir immer noch Geduld und langen Atem. Mir hilft dabei die Losung für das Jahr 2021, der Spruch aus dem Lukasevangelium, der als Motto über diesem besonderen Jahr steht:


"Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!"


Barmherzig miteinander zu sein, das ist die Art, wie wir als Menschen miteinander umgehen sollen. Jesus hat das gesagt, der uns gezeigt hat, dass Gott keine strafende und allwissende Herrschermacht über uns ist, sondern der für uns da ist wie ein liebender Vater.


„Seid barmherzig“: und zwar nicht als Auftrag oder eine Anweisung, sondern als Folge davon, dass Gott, unser himmlischer Vater, auch mit jedem und jeder von uns barmherzig ist. Keine*r von uns ist perfekt, und trotzdem lässt Gott uns nicht fallen, hat er immer wieder Geduld mit uns.


Die Barmherzigkeit hat eine wichtige Kehrseite: es geht nämlich nicht nur um die Barmherzigkeit mit den anderen, sondern auch mit uns selbst! Wir dürfen auch barmherzig mit uns selber sein. Das ist etwas, was manche übersehen und nur den großen Anspruch wahrnehmen, der in diesem Satz von Jesus steckt.


Und das heißt konkret in dieser Zeit: ich darf barmherzig mit mir sein, wenn ich in dieser anstrengenden Lockdown-Zeit nicht immer gut gelaunt bin. Ich darf auch daran denken: was tut mir gut?


Ich darf barmherzig mit mir sein, wenn mir nicht alles so gelingt wie sonst. Eltern zum Beispiel dürfen barmherzig mit sich selber sein, wenn sie das Gefühl haben, den vielen Ansprüchen nicht gerecht zu werden, die sie erfüllen sollen: vielleicht im Homeoffice zu arbeiten und trotz allem voller Geduld für die Kinder da sein. Ein praktisch unmöglicher Spagat. Aber es muss in dieser Zeit einfach nicht alles perfekt sein. Ich darf mit mir selbst barmherzig sein..


Wenn wir unser „normales Leben“ wieder haben: Ich hoffe, dass ich es dann ein bisschen mehr wertschätzen kann, was wir in unserem ganz normalen Alltag erleben dürfen: die Begegnungen, die Berührungen, die Feste. Das Zusammensein, ohne viel darüber nachdenken zu müssen. Ohne Maske und ohne Abstand. Wie schön wird das sein - und wie selbstverständlich habe ich das früher genommen!


Das ist mir früher gar nicht so bewusst gewesen, welch großer Schatz unser ganz normaler Alltag ist! Und ich freue mich darauf, wenn wir das früher oder später auch wieder haben werden.


Bleiben Sie gesund und behütet.


Herzliche Grüße,

Ihr Pastor Jens Siebmann



Dieser Extra-Gemeindebrief liegt zum Mitnehmen auch im Dorfladen aus!


  


Pastor Jens Siebmann hat Urlaub
vom 14. Januar bis 29. Januar 2021


Vertretung hat Pastor Grulke in St. Margarethen.


Das Gemeindebüro mit Brigitte Holz ist wie gewohnt dienstags und donnerstags von 8 bis 11 Uhr geöffnet.
Bitte denken Sie an Ihre Maske, wenn sie ein Anliegen haben,
das persönlich geklärt werden muss.


Am liebsten besprechen zur Zeit alles am Telefon: 04829/380.